Forschung

Meine Forschungsschwerpunkte

Psychiatrische Rehabilitation

Wohnen für Menschen mit psychischen Problemen - Seit mehreren Jahren habe ich mich in empirischen und theoretischen Projekten mit der Frage befasst, wie die Wohnversorgung von Menschen mit psychischen Problemen am besten zu organisieren ist. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich haben wir eine randomisierte Studie sowie eine Beobachtungsstudie zu dieser Frage durchgeführt. Die Ergebnisse des Zürcher RCT sind und der Vergleich des RCT und der Beobachtungsstudie sind veröffentlicht. Darüber hinaus habe ich an einer ähnlichen Beobachtungsstudie in Bielefeld, Deutschland, mitgewirkt. Unsere Studien legen nahe, dass die Wohnsettings in Bezug auf soziale und gesundheitliche Indikatoren keine Unterschiede hervorbringen, so dass Nutzende - auch aus Sicht des Gesundheitswesens - auswählen sollten, wo und wie sie wohnen möchten. Ich bin sehr froh darüber, dass viele Aspekte unserer Forschung in die Weiterentwicklung der Wohnangebote für Menschen mit psychischen Problemen in der UPD Bern implementiert werden konnten.

Arbeitsrehabilitation für Menschen mit psychischen Problemen - In Zentrum Psychiatrische Rehabilitation der UPD Bern wird ein erfolgreiches Supported Employment-Programm seit vielen Jahren angeboten. Meine Forschung befasst sich in erster Linie mit der Fragestellung, wie gut solche Programme in der Routine laufen, nachdem sie sich in randomisierten Studien als überlegen herausgestellt haben. Eine neue Studie hat gezeigt, dass es sinnvoll sein kann, den Fokus vermehrt auf den Stellenerhalt zu legen.

Menschenrechte in der psychiatrischen Versorgung

Im Zusammenhang mit unfreiwilligen Massnahmen und anderen Aspekten der Versorgung sind die Menschenrechte ein viel diskutiertes Thema in der Psychiatrie. Ich habe sowohl theoretische Überlegungen wie auch empirische Analysen mit-verfasst, welche die grosse Bedeutung von Menschenrechten beschreiben. Meine Überlegungen und Analysen sind im Herbst 2023 zusammengefasst in einem Buch publiziert worden, das als Druckfassung und als Open Access-PDF gratis erhältlich ist.

Psychiatrische Epidemiologie

Prävalenz psychischer Probleme - Mit internationalen Teams habe ich systematische Übersichten und eine Meta-Analyse erstellt, die sich mit der Frage der Zunahme psychischer Störungen befassen (was nicht der Fall war, zumindest nicht bis zur Pandemie). 

Psychische Probleme während der Pandemie - Unsere Forschungsgruppe hat mehrere Review-Projekte durchgeführt, welche das Ausmass pandemiebedingter psychischer Probleme in der Allgemeinbevölkerung sowie in besonders betroffenen Gruppen untersucht hat. In einem Rapid Review wurde zudem untersucht, wie sich die psychische Belastung in der Allgemeinbevölkerung während und nach dem ersten Lockdown 2020 entwickelt hat. Anschliessend haben wir uns mit post-viralen psychischen Problemen wie etwa im Zusammenhang mit Long Covid beschäftigt.

Theorie psychischer Probleme und Long Covid

Sowohl für die Versorgung als auch für die Forschung ist die Frage besonders relevant, was denn eine psychische Störung / Krankheit oder ein psychisches Problem ist. Ich habe mich seit vielen Jahren mit dieser umstrittenen Fragestellung befasst und habe darüber publiziert, dass die Sozialpsychiatrie einen besonderen Umgang mit Krankheitsmodellen braucht. Long Covid ist eine besondere Herausforderung in diesem Zusammenhang. Mit Ana Theodoridou habe ich eine Hypothese entwickelt, wie ein Krankheitsmodell aussehen könnte.

Sozialwissenschaftliche Analysen der Coronavirus-Pandemie

Die Pandemie ist eine grosse Tragödie, die zahlreiche Menschenleben und Lebensverhältnisse betroffen hat. Als Soziologe hat mich zunächst interessiert, ob der Lockdown im Frühjahr 2020 notwendig war und ich bin in einem Buch zum Schluss gekommen, dass er angesichts zahlreicher Fehlentwicklungen vor der Pandemie unvermeidbar war. Daran anschliessend habe ich mir die Frage gestellt, wieso es quasi weltweit zu einem solchen Fehlverhalten hinsichtlich der Pandemiebekämpfung gekommen ist. Unsere Hypothese lautet: Gesellschaften folgen einem Zyklus des epidemischen Versagens, wenn sie mit einer solchen Problematik konfrontiert werden. Die Analyse gibt es auch in englischer Sprache.

Aggression und unfreiwillige Massnahmen im Gesundheitswesen

Der Umgang mit Aggression im Gesundheitswesen ist ein langjähriges Forschungsthema, das mich seit Mitte der 1990er Jahre beschäftigt. Aktuell befasse ich mich mit Kolleginnen und Kollegen der Berner Fachhochschule sowie der Universität Maastricht mit der Fragestellung von unfreiwilligen Massnahmen in der Akutsomatik. Wir haben uns zudem mit der Frage beschäftigt, ob freiheitsbeschränkende Massnahmen ein Qualitätsindikator für Spitäler sein kann.